Foto: Christian Kunze
Unsere Vorfahren waren harte Jungs – wenn der Morgn graute, stand der Bauer auf und ging die Wiese mähen. Denn am besten mäht sich das Gras im Tau. Mal abgesehen davon, dass diese frühen Morgen- oder auch Abendstunden einen unbeschreiblichen Charme haben ….
Es war Männerarbeit. Wenn man mäht, trainiert man eine Menge Muskeln – nicht zuletzt die Rückenmuskulatur.
Doch Vorsicht! Durch die enorme – aber notwendige – Schärfe der Sensen- und Sichelblätter ist die Verletzungsgefahr für die, die sich in der Nähe aufhalten, groß. Also immer hinter demjenigen stehen, der damit arbeitet, nie daneben! Festes Schuhwerk ist ein Muss. Und bei der Sichel nie die andere Hand mit einsetzen.
Bis vor 30 Jahren waren Sense und Sichel überall auf dem Land noch im Gebrauch. Nach nur einer ´technisierten´ Generation mit Rasenmäher, Freischneider und Rasenroboter ist das Können am verschwinden.
Werkzeug für Wiesenmahd:
Sichel, Sense, Heurechen
Deshalb hier eine grobe Erläuterung:
Sensen betehen aus einem Sensenblatt (Foto unten) und einem Sensenbaum (der ´Stil´). Das Sensenblatt sollte aus möglichst gutem Stahl sein. Leider ist das - wie bei vielem anderen Werkzeug auch – mit den Werkzeugen aus dem Baumarkt oftmals nicht der Fall. Deshalb sollte man sich Sensenblätter z. B. aus Österreich, Italien oder Polen besorgen. In manchem Bauernhof schlummert auch noch Nachkriegsware oder Importe aus der UdSSR – der Stahl ist nicht optimal, aber für den Hausgebrauch ausreichend.
Sensen werden durch dengeln geschärft. Manche Sense kann man auch schon vorgeschärft erworben. Aber irgendwann ist diese ´Industrie´schärfe weg und dann sollte gedengelt werden. Dazu wird erst ein vorhandener Rost grob abgeschliffen und dann werden die Sensen entweder mit einem Hammer auf einem darunter liegenden Amboß an der Schneidkante flach geschlagen. Ein ruhige Hand und ein wenig Übung sind nötig dafür.
Einfacher ist dann wohl der Dengelbock, der mit den Beinen bewegt
wird. Dort wird das Blatt an der Schneidkante flach gequetscht.
Mit dieser Abflachung des Stahls erreicht man die Grundschärfe. Wirklich scharf ist die Sense, wenn die vorderste Kante des Stahls sich unter dem Fingernagel biegt - sie ist dann hauchfein, wie
bei einem Rasiermesser bei den früheren Barbieren.
Dann kommt noch ein Wetzstein zum Einsatz, der Grate am Stahl abschleift.Zuerst wird dieser gut mit Wasser angefeuchtet – auf dem Feld oder in Eile auch einfach schnell mal angespuckt. Dann zieht man den Stein leicht angekantet an der Sensenschnittseite entlang.
Die Sense braucht für einen glatten bodennahen Schnitt auch eine bestimmte Einstellung bei der Befestigung am Sensenbaum – dem Stil oder Griff. Diese sollte man von einem Fachmann vornehmen lassen, denn sie muss einen bestimmten Winkel haben. Fotos Sensenblattt einstellen
Foto: Chrstian Kunze
Hat man während des Mähens das Gefühl, die Sense wird stumpf, wird mit dem Schleifstein nachgeschliffen.. Nach gut einer Stunde ist auch ein erneutes Dengeln angebracht – früher waren das die Großväterarbeiten.
Foto: Christian Kunze
Beim Mähen selbst stellt man sich breitbeinig auf und schaut in Mährichtung. Dann wird das Sensenbaumende auf den Boden - fast - aufgesetzt und mit einer halben Drehung um den Körper herum gemäht. Dabei dreht sich das Sensenblatt so, dass der Schnitt eine gleichmäßige Höhe hat.
Das Gras wird abgelegt – auf Schwad gelegt – und man rückt eine Fußlänge vor und mäht den nächsten Schnitt.
Sicheln sind Handwerkzeuge für kleine Mengen Futter. Vor allem Frauen nutzen sie, Diese sind viel runder und es wird aus dem Handgelenk in gebückter Haltung gschnitten.
Es ist schon Übung für das Mähen mit Handwerkzeug notwendig, aber es ist erlernbar und auf jeden Fall auch für Frauen. Anfangs sticht die Sense auch mal in die Erde – dann heißt es eben wieder schärfen.
Man sollte auch immer ein wachsames Auge für Tiere und Müll im Gras vor sich haben. Doch für die Insekten gilt schon mal – besser abgeschnitten als alles kleingehächselt, was beim einem Rasenmäher nach dem Mulchprinzip passieren würde. Gerade auf sonnigen Wiesen sind jedoch oft Blindschleichen und ungiftige Ringelnattern im Gras. Beide stehen unter Naturschutz. Auch Rehkitze wurden plötzlich schon entdeckt!
Und nach getaner Arbeit setzen Sie sich mit einem Krug verdünnnten Weines und einem Kanten Brot unter einen Baum, genießen ihr Werk und freuen sich über die Stille ohne Motorenlärm. Wenn Ihnen dazu aber noch das geeignete Werkzeug fehlt, dann melden Sie sich enfach bei mir – ich helfe Ihnen mit Rat und Tat.
Von maßloser Gier angetrieben
strebt der Mensch immer weiter,
ohne wirklich nachzudenken,
ständig rastlos und unzufrieden,
doch was ist all das von ihm Geschaffene,
gegen die Weite und Ruhe der Wälder,
den Gesang der Vögel in bunten Wiesen,
das zarte Rehkitz im Gras der Lichtung,
im Glitzer der strahlenden Morgensonne.
Karl Talnop
Natur-Garten-Beratung Uta Schmidt Am Holländer 5 04758 Oschatz
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